Teil 2: Gedanken zu einem Suizidversuch [TRIGGERWARNUNG!]
In den Kursformaten der Notfallmedizin muss man auf alles gefasst sein. Oftmals sind viele unterschiedliche Szenarien zu bearbeiten. Daher lässt man sich meist auf die wildesten Geschichten ein.
Viele Kursteilnehmer hielten es daher auch entweder für eine Übung oder einen schlechten Scherz als jemand sagte, eine Person würde auf der benachbarten Baustelle auf einen Baukran steigen. Ich überzeugte mich umgehend, dass dies eine wirkliche Situation war.
Relativ schnell wurde zudem deutlich, dass diese Person nicht vollständig zurechnungsfähig war. Sie setzte ich oberhalb des Führerhäuschens auf Sprossen und hielt sich dort fest. Die Kursteilnehmer reagierten schnell, riefen den Notruf und bereiteten sich mit der vor Ort vorhandenen Ausrüstung auf den Absturz der Person vor.
Mich machte die Szenarie betroffen. Ich hoffte, die Person nicht fallen zu sehen. Feuerwehr und Polizei reagierten professionell und meiner Kenntnis nach traf die Person, als sie sich fallen ließ, das Sprungtuch, musste aber dennoch medizinisch umfassend versorgt werden.
Wer im Rettungswesen arbeitet, hat oft mit Selbstmord zu tun. Wie breit dieses Phänomen ist, zeigte mir auch eine Bachelorarbeit, die bei mir geschrieben wurde, zum Thema „Suizid im Kindes- und Jugendalter“. Darüber hinaus zeigen die Zahlen des Bundesamtes für Statistik, das sich täglich mehr als 25 Menschen in Deutschland das Leben nehmen (Quelle). Und: Die Zahlen sinken seit einigen Jahren nicht mehr, sie pendeln um 10.000 Selbsttötungen pro Jahr (Quelle).
Meiner Ansicht nach müssen wir uns dringend fragen, was dies über unsere Gesellschaft aussagt.
Zur Sicherheit habe ich folgende Information angefügt:
„Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 erreichbar. Es gibt auch die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung oder eines Hilfe-Chats. Weitere Informationen finden Sie bei der https://telefonseelsorge.de.“