Meist werden in den Argumentationslinien sehr verkürzte Szenarien vorgebracht. Das Argument lautet oft: Es muss doch der Bevölkerung möglichg sein, drei oder vier Signale auseinander zu halten. Hier befinden wir uns stark in einer normativen Situationsbeschreibung. Wie oft soll die Bevölkerung etwas tun oder lassen (und wäre auch dazu in der Lage), tu es aber nicht?
Außerdem ist die Argumentation dahingehend verkürzt, dass angenommen wird, dass das Sirenensignal von Anfang bis Ende vollständig vernommen wird. Was ist aber, wenn ich nur Teile des Signals höre? Wie soll ich dann entscheiden, welches Signal dies war?
Wiederholte Feuerwehralarmierung über Sirene führen zu einem Gewöhnungseffekt und sind Fehlalarmierungen gleichzusetzen. Dies kann fatale Folgen für den Ernstfall haben. Niemand käme auf die Idee, Feuerwehren über die Warnapp NINA zu alarmieren mit einer Nachricht, die alle erhalten.
Somit hat NRW vollkommen richtig festgelegt:
„Künftig werden die rund 6.000 Sirenen im Land ausschließlich als Warnmedium für die Bevölkerung dienen und nicht mehr zur Alarmierung der Einsatzkräfte genutzt. Damit soll es keine Verwechslungen von Sirenensignalen mehr geben.“
[Quelle]
Letztlich haben die Feuerwehren in NRW selbst, diesen Vorschlag gemacht, weitgehend aus den oben präsentierten Gründen.
2021-10-08Katastrophenschutz
Ich würde abschließend sogar noch einen Schritt weiter gehen: Meiner Ansicht nach sollte es nur ein einziges Sirenensignal geben, auch die Entwarnung ist zu streichen. Diese ist zwar wichtig, aber weniger (zeit-)kritisch, so dass sie auch über andere Kommunikationskanäle erfolgen kann. In einem solchen System wüsste jeder: Wenn eine Sirene heult, ist das für mich relevant und ich muss handeln, z. B. weitere Informationen suchen oder mich schützen.