Als einer der ersten setzte ich Anfang 2020 eine Studie zu den sozialwissenschaftlichen Aspekten der Corona-Krise auf. Zunächst befragte forsa in unseren Auftrag rund 1.000 Menschen repräsentativ, zeitgleich startete ich am 20.03.2020 einen Aufruf über meine Seite „Katastrophenforschung“ [heute: „Krisenforschung“] auf Facebook zur Teilnahme an der Studie.
Diesmal ging es nicht darum, Menschen eines lokalen Ereignisses, wie beim Starkregen in Münster, dem Tornado von Bützow oder dem Schneechaos in Süddeutschland zu befragen. Diesmal konnte jeder teilnehmen, aus dem gesamten Bundesgebiet. Daher buchte ich bei Facebook ein Werbekontigent, um meinen Aufruf möglichst vielen Menschen anzeigen zu lassen.
Schon viele der ersten Reaktionen waren extrem aggressiv und beleidigend. Und ich war verunsichert: Ich wollte einen Beitrag leisten zur Bewältigung der Pandemie, geriet nun aber in den Fokus von – wie es schien – Trollen. Dabei erschien mir die Forschung als neutrale Instanz, ich konnte mir keinen Reim auf diese Aggression machen.
Ich habe die ersten Kommentare gelöscht und Hassmelden kontaktiert. Es ist ein Segen, dass diese Einrichtung existiert. Sie hat mich gut beraten. Letztlich habe ich einfach alles laufen lassen. An den zwei Online-Befragungen, die wir durchgeführt haben, nahmen auch schließlich mehr als 5.000 Menschen teil, ein großer Erfolg. Und dies umso mehr, als die Ergebnisse gut zu denen der repräsentativen Untersuchung passten.
Währenddessen lief die Kommentarfunktion heiß: Unser Aufruf zur zweiten Studie wurde über 700 Mal kommentiert. Zugegeben: Es gab viele Likes, aber noch mehr „Hahas“ und „Wütend“.