Welche Empfehlungen lassen sich nun für eine sinnvolle Vorsorge auf Basis der Grundsätze geben?
1. Wasservorrat
Am wichtigsten für ein Überleben ist zunächst Trinkwasser. Dieses lässt sich einerseits einlagern. Nach Meinung der Fachliteratur ist dunkel und kühl gelagertes Trinkwasser nahezu unbegrenzt haltbar. Auf Grund des Gewichts bieten sich Platikflaschen an – hier kann es nach langen Lagerzeiten zu Geschmackseinbußen kommen. Kohlensäurehaltiges Wasser ist noch besser vor Verkeimung geschützt.
2-3 Liter pro Person und Tag (für mind. 14 Tage) sind sinnvoll. Entgegen früherer Überlegungen von mir lässt sich diese Menge auch für 3- oder Mehr-Personen-Haushalte gut lagern.
Ergänzend sollte man eigene Wasserfilter bevorraten, mit denen man einen noch längeren Zeitraum überbrücken kann. Ich empfehle dazu Katadyn-Produkte, beispielsweise den Katadyn-Tropffilter. Dieser filtert zwei Liter Schmutzwasser pro Minute zu Trinkwasser und insgesamt bis zu 1.000 Liter. Er kann nach Aussage von Katadyn bei der hier immer wieder benannten Lagerungsweise unproblematisch für fünf Jahre eingelagert werden. Vor Gebrauch sind die Filter aber stets auf Schäden zu untersuchen.
Haltbar kann das gefilterte Wasser mit Micropur gemacht werden. Für die Aufbewahrung eignen sich am besten gut tragbare Kanister. Diese können auch genutzt werden, um sich an offiziellen Ausgabestellen für Trinkwasser zu versorgen.
Ergänzende Literatur für sonstige Trinkwassergewinnung unter diesem Link.
[Hinweis: Ich unterhalte keine geschäftlichen Beziehungen zu Katadyn oder anderen Firmen.]
2. Lebensmittelvorrat
Getreu dem Einfachheitsprinzip und dem Supplementierungssprinzip empfehle ich nur die Einlagerung von lang haltbaren Hochkalorienlebensmitteln. Dazu zählen vor allem
- Nudeln
- Reis
- Bohnen, Linsen, Erbsen
- (Block) Schokolade
- Raffinierter Zucker
- Honig
Mit diesen Lebensmitteln kann man schnell 2.000 kcal / Tag / Person erreichen und diese gleichzeitig lange einlagern. Sie können bei einigermaßen richtiger Lagerung (dunkel, trocken, kühl) quasi nicht verderben. Es ist meiner Ansicht nach nicht notwendig, sich teures so genanntes Survival Food anzuschaffen, da dies von den oben genannten Produkten ebenso geleistet wird.
Recht unproblematisch können damit Vorräte für mehrere Monate angelegt werden. Begreift man sie als Supplementierung, reicht der Vorrat noch länger.
Ergänzt werden kann dies durch:
- Konserven
- Eingemachte Lebensmittel
- Brot in Dosen
- Salz
- Hochprozentigen Alkohol
- Weitere persönlich bedeutsame Lebensmittel
Schließlich gilt: Der Vorrat sollte regelmäßig geprüft werden. Aber auch wenn man dies nicht tut, halten die Lebensmittel durchaus ein Jahrzehnt oder noch länger. Vor dem Verzehr sollten sie immer mit allen Sinnen geprüft werden.
Für den Fall, dass wirklich keine herkömmlichen Lebensmittel mehr vorhanden sind, empfehle ich (im Vorfeld) die Anschaffung von Büchern zu pflanzlicher und tierischer Notnahrung aus der Natur, z. B.
3. Zubereitung von Lebensmitteln
Die Empfehlungen unter Punkt 2 bedürfen meist einer Zubereitung. Somit gehören ein Campingkocher sowie ausreichend Spiritus und / oder Gaskartouchen in den Vorrat. In größter Not kann man bspw. auf eine Feuerschale im Garten zurückgreifen.
Erwärmte Lebensmittel haben zudem den Vorteil, dass das Heizen der Wohnräume etwas an Bedeutung verliert (Erwärmung von Innen) und hier nicht weiter betrachtet wird.
4. Medikamentenvorrat
Nachdem Durst und Hunger nun berücksichtigt wurden, wendet sich dieser Punkt Erkrankungen und Verletzungen zu, die im normalen Alltagsbetrieb von untergeordneter Bedeutung sind, in Krisenzeiten aber sehr bedrohlich sein können. Daher sollte ein Vorrat an (vor allem frei verkäuflichen) Medikamenten vorgehalten werden. Dazu zählen Mittel
- gegen Schmerzen
- meist in Kombination auch gegen Fieber
- gegen Durchfall
- gegen Allergien
- Wunddesinfektionsmittel
- gegen Husten / Erkältung / grippalen Infekt
Ergänzt werden sollten diese Vorräte durch Verbandmaterial, Wunddesinfektion und Händedesinfektion. Auch ein Buch zu Hausmitteln kann nicht schaden, wenn sonst keine Hilfe greifbar ist.
Leider lassen sich Medikamente in der Regel nicht sehr lange einlagern. Durch den Rückgriff auf Generika sind die Kosten jedoch überschaubar.
5. Kommunikation
Schließlich kann Kommunikation (oder genauer gesagt: der Erhalt von Informationen) lebensrettend sein. Daher empfiehlt sich das Vorhalten eines batteriebetriebenen Radios, das idealerweise auch durch eine Kurbel geladen werden kann. So ist man für staatliche Hinweise, Anweisungen und Empfehlungen erreichbar.
6. Hygiene [ergänzt am 22.03.]
Nach einiger Überlegung möchte ich diesen Aspekt noch ergänzen, da er ganz wesentliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.
Es geht vor allem um zwei Aspekte:
(1) einer Möglichkeit, sich waschen zu können, und
(2) den Verbleib von Fäkalien.
Für den ersten Fall muss ein Teil des Trinkwassers verwendet werden. Das übliche Duschen oder Baden ist im vorliegenden Kontext nicht möglich, so dass die Nutzung von Lappen oder Waschhandschuhen notwendig wird.
Man kann als Teil des Notvorrats also noch Seife, (Trocken-)Zahnpasta und Zahnbürsten einlagern.
Als Ergänzung und in Kombination mit dem zweiten Punkt können Feuchttücherbevorratet werden, wie man sie für Babys benutzt. Mit diesen lässt sich im Notfall der gesamte Körper reinigen.
Weiterhin können diese Feuchttücher als Toilettenpapier genutzt werden, was unproblematisch ist, da man sie ja nicht in der Toilette herunterspülen kann. Wenn die Tücher im Laufe von Jahren der Einlagerung austrocknen, ist dies kein Hinderniss: Sie lassen sich leicht mit etwas von dem gewonnen Trinkwasser anfeuchten. Dadurch spart man auch mehr Wasser als beim Waschen des Körpers mit einem Lappen. Um dennoch eine ausreichende Reinigung zu erreichen, lassen sich beide Verfahren kombinieren.
Schließlich ist der Verbleib der Fäkalien ein Problem, da diese auf keinen Fall im Haus (am besten auch nicht in der näheren Umgebung) gelagert werden sollten, jedoch wahrscheinlich weder die Toilettenspülung noch die Müllabfuhr funktionieren werden. Daher sollten möglichst reißfeste Mülltüten eingelagert werden. Diese dienen als Toilette und man kann sie täglich an einen entfernteren Sammelplatz bringen. Auch wenn dies ungewöhnlich erscheint: In der Humanitären Hilfe sind solche Verfahren bereits lange im Einsatz.
Abschließende Überlegungen
Wenn man die oben beschriebenen Empfehlungen umgesetzt hat, ist dies bereits ein wichtiger Schritt. Es kann nie schaden, sich auch mit weiteren Vorsorgeaspekten auseinander zu setzen. Dazu empfehle ich
das Buch „Sicher trotz Katastrophe“ , an dem ich mitgewirkt habe, sowie
die Broschüre „Katastrophenalarm“ vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
Diese Publikationen beschäftigen sich u. a. auch mit folgenden Themen:
Für eine Evakuierung lohnt sich immer die Vorbereitung von Fluchtgepäck. Dieses lasse ich zunächst bewusst aus, auch wenn eine entsprechende Vorbereitung in gewissen Szenarien von großer Bedeutung ist.
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass Kenntnisse und Ausrüstung in den Bereichen Brandschutz und Erste Hilfe sowohl im Alltag als auch in Krisen und Katastrophen sehr wichtig sein kann.