Interview mit Rainer Schwarz – Betreiber des ehrenamtlichen Portals www.brand-feuer.de

Jun 18, 2022 | News

Die Seite www.brand-feuer.de ist das größte ehrenamtlich getragene Brandschutz-Portal in Deutschland. Dies ist ein außergewöhnliches Beispiel dafür, was durch ehrenamtliches Engagement möglich ist. Um mehr zu erfahren, habe ich ein spannendes Interview mit Rainer Schwarz geführt. Dies ist im Folgenden zu finden.

Herr Schwarz, Sie betreiben das ehrenamtliche Portal www.brand-feuer.de. Können Sie sich und Ihren Werdegang einmal kurz vorstellen?

Mein Name ist Rainer Schwarz, ich bin verheiratet und habe zwei Kinder und einen Enkel. Ich bin im guten Rentenalter.  Gelernt habe ich mal Tischler, Schweißer und Kunststoffbau, bevor ich zur Polizei kam. Nach rund 19 Jahren Streifendienst kam ich zur Kripo. Erst bearbeitete ich einige Jahre Einbruch und Raubdelikte, dann 18 Jahren Branddelikte, das beinhaltete auch die Feststellung der Brandursachen.

 

Wie kam es zur Gründung des Portals www.brand-feuer.de?

Wenn Sie sich mit der Ermittlung von Brandursachen nicht nur im technischen, sondern auch im rechtlichen Bereich befassen, gelangen sie rasch in den menschlichen Bereich. Man sieht viel Leid, Elend und Trauer. Auf unserer Homepage finden sie den Spruch:

„Ein Einbrecher nimmt das, was er brauchen kann, ein Feuer nimmt sich alles.“ Das beinhaltet sehr viel Wahrheit.

Je länger ich Brandursachen feststellte, je mehr machten mich die Schicksale betroffen, vor allen Dingen dann, wenn man merkt, dass der Brand nicht nur vermeidbar war, sondern er hätte auch nicht so heftig ausfallen müssen. Noch tragischer wurde es, wenn die Geschädigten erklärten, keinen Versicherungsschutz zu haben.

Sehr oft hörte ich an Brandstellen zwei Fragen:

  1. Warum hat es gebrannt, was war die Ursache des Brandes?
  2. Was können wir tun, um sicherer zu leben?

Behördlich gab und gibt es in diesem Bereich keinerlei umfassende Brandprävention.

Ende des Jahres 2007 kam Kommissar Zufall zu Hilfe. Bei Grillen in der Nachbarschaft stand Spiritus auf dem Tisch. Nach erklärenden Worten von mir kam wieder der Satz: „Woher soll man das denn wissen?“

Mark Leewe, selbstständiger IT-ler rief mich etwas später an und erklärte, er würde eine Webseite erstellen, wenn ich diese mit Leben fülle. So entstand www.brand-feuer.de. Im Jahr 2008 kam Jörg Cicha aus Güstrow, studierter Brandschutzingenieur und Buchautor, in unser Team.

Auch im Jahr 2019, es besteht bereits im gesamten Bundesgebiet eine Pflicht zur Anbringung von Rauchwarnmeldern, gibt es noch fast 400 Tote, die infolge eines Brandes umkamen. Es ist nicht sinnvoll, den Bürgern nur zu erklären, dass sie feuerhemmende Türen verbauen, Feuerlöscher anschaffen und Rauchmelder anbringen sollen. Damit verhindert man keinen Brand.

 

Was macht Ihr Portal einzigartig im Vergleich zu anderen Portalen und Seiten im Bereich Brandschutz?

Unser Portal stellt primär Brandursachen aus der Praxis vor. Da ein Gebäude nur durch Brand- und Einbruchschutz sicher wird, stellen wir auch Einbruchprävention vor. Fast jeder Artikel arbeitet mit Lichtbildern, da ein Bild mehr sagt als tausend Worte.

Sicherheitselemente wie z. B. eine gute Zugangskontrolle oder eine gute Beleuchtung tragen zur Minimierung von Einbrüchen und Brandstiftungen bei. Geben Sie beispielsweise das Wort „Kriminalprävention“ in der Suchmaske auf der Hauptseite ein, finden Sie weitere Hinweise zur Vermeidung von Brandstiftungen. Unser Portal ist wie ein Wiki aufgebaut. Das bedeutet, dass Zusammenhänge sofort erkennbar sind.

Welche Inhalte und Angebote können Interessierte bei Ihnen finden?

Primäre Zielrichtung von Brand (Schadfeuer) – Feuer (Nutzfeuer).de ist der Beantwortung der beiden vorgenannten Fragen. Deshalb findet man in unserem Präventionsportal einerseits alle Brandursachen, andererseits auch Produkte, die das Leben sicherer machen. Alles ehrenamtlich. Auch Unternehmen bezahlen kein Geld für eine Einstellung eines Artikels.

Bei ca. 1.600 Seiten, Artikeln und Begriffen ist eine weitere Aufzählung zu umfangreich. Genauer hilft da nur Blick auf unser Portal.

Wichtig dürfte es für den Leser sein, die Qualität einzuschätzen. Die ist erkennbar nicht nur an den Zahlen der Besucher, sondern auch an den Verlinkungen der Länderpolizeien, der Feuerwehren, der Unis, und weiteren Bildungseinrichtungen und auch der Deutschen Kommission der UNESCO. Rund 150 Fachautoren oder Unternehmen haben Artikel oder Bilder bei uns eingestellt.

 

Welche Inhalte werden am meisten nachgefragt?

Ich kann Ihnen die Top Five, neben der Hauptseite (8.410.340 Aufrufe) nennen:

  1. Feuerwehren, Organisationen und Verbände‏‎ (655.511 Aufrufe)
  2. Schutz vor Feuer‏‎ (640.394 Aufrufe)
  3. Brandschutz in Betrieben‏‎ (503.030 Aufrufe)
  4. Hinweise, interessante Links usw.‏‎ (445.448 Aufrufe)
  5. Brandursache‏‎ (420.741 Aufrufe)

Insgesamt hat die Seite über 46 Millionen Aufrufe.

 

Das ist beeindruckend.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den Besuchern und Nutzern Ihrer Seite?

Manche stellen ihren eigenen Brandschaden vor. Das ist für unser Präventionsportal ein großer Vorteil, da jeder Brand anders ist. Andere Leser haben gezielte Fragen.

Interessant sind manche Journalistenanfragen. Z. B. bei einem Großbrand in Essen wurde ich einen Tag später gefragt, ob ich zu dem Brand Stellung nehmen kann.

 

Existieren Planungen, wie sich das Portal in Zukunft weiterentwickeln wird?

Im Moment entwickelt sich unser Präventionsportal in die gewünschte Richtung. Dass unser Portal von der UNESCO mit aufgenommen wurde, ist für uns eine große Ehre. Ebenso die Aufnahme im Kompetenznetz Sicherheitsforschung oder im Katastrophennetzwerk der Freien Universität Berlin.

Das spricht nicht nur für die Qualität unserer ehrenamtlichen Arbeit, auch die Richtung einer weiteren Entwicklung ist dadurch mit vorgegeben. Außer Acht gelassen darf dabei nicht, dass alte Brandursachen bleiben und neue hinzukommen. Unsere Arbeit geht weiter, mit Fachleuten und ehrenamtlich!

 

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