Hinweise zum Warntag 2022

Dez 10, 2022 | News

Der diesjährige Warntag ist allem Anschein nach insgesamt gut verlaufen. Die technischen Kanäle haben weitgehend so funktioniert, wie dies vorgesehen war. Sicherlich sind Bereiche des Cell Broadcast aber noch optimierungswürdig. In jedem Fall war es der richtige Ansatz des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) im Nachgang des Warntags die Bevölkerung befragen zu lassen. An dieser Stelle werde ich meinen 7-Punkte-Plan zur Warnung vorstellen, den ich bereits in den sozialen Medien geteilt und diskutiert habe.

Etwas plakativ lautet die Beitragsgrafik: „Die technischen MIttel des Warnens machen nur 10 bis 20% des Warnprozesses aus!“

Ich gebe zu, dass dies eher eine Einschätzung, als eine genaue Berechnung ist. Die Botschaft dahinter lautet: Es ist schön und gut, verschiedene technische Warnkanäle aufzubauen, zu testen und zu optimieren. Aber allein die Tatsache, dass Menschen von einer Warnung erreicht werden, bedeutet im Grunde nicht sehr viel.

Genauso wenig, wie wir direkt ein Produkt kaufen, wenn uns die entsprechende Werbung erreicht, oder wie wir direkt ungesunde Gewohnheiten aufgeben, wenn wir einen Bericht zu diesem Thema lesen, stellt sich die Wirkung einer Warnung ein. Warnungen sind zunächst nicht mehr als Kommunikationsvorschläge.

 

 

Und es muss im gesamten Warnprozess auch jemanden geben, der sich traut, diese Kommunikationsvorschläge zu unterbreiten. Sind die Verantwortlichen nicht ausreichend ausgebildet und befürchten daher eine so genannte Massenpanik als Reaktion auf eine Warnung, nützt auch das beste technische Warnsystem nichts, wenn es in diesem Zusammenhang gar nicht erst genutzt wird.

 

 

Dabei ist es insgesamt am besten, wenn Warnung so unmissverständlich realisiert werden, wie nur möglich. Daher plädiere ich für ein einziges Sirenensignal bundesweit. Würde dies so umgesetzt, wäre immer klar: Sirene bedeutet Gefahr und ich muss nach weiteren Informationen suchen.

Das wüsste man in dem vorgeschlagenen System auch, wenn man nur Teile des Signals hört. Man müsste sich nicht fragen: Ist dies eine Entwarnung? Ist dies eine Feuerwehralarmierung?

 

 

Auch beim dritten Punkt nehme ich den Aspekt der Eindeutigkeit wieder auf. Schnell kommt es zu einer Überwarnung und damit einer Abstumpfung. Dies ist unter anderem dann der Fall, wenn Warnapps allgemeine Gefahreninformationen z. B. zur Pandemie verbreiten und diese als Warnung bezeichnen. Dies sollte nicht vermischt werden, da ansonsten möglicherweise eine dringende und ernste Warnung nicht mehr ernst genommen wird.

 

In der Regel wird beim Aufbau eines Warnsystems so vorgegangen, dass die technischen Kanäle entwickelt werden und anschließend die Meinung vorherrscht, die Menschen müsste die Warnung ja erhalten, verstehen, glauben und danach handeln. Wer dies nicht tue, sei selbst Schuld.

Das gewünschte Handeln nach einer Warnung ist aber von sehr vielen Faktoren abhängig, insbesondere von der Frage nach der persönlichen Relevanz der Warnung („Ja, es kommt eine Flut und die ist gefährlich, aber gilt das auch für mich an meiner Adresse? Ich wohne doch gar nicht so nah an dem Fluss.“) sowie dem Vertrauen in die warnende Instanz („Die Mitarbeiter vom Amt waren so unfreundlich, denen glaube ich gar nichts mehr.“).

Daher ist es der beste Weg, die Bedürfnisse, Wünsche und Möglichkeiten der Menschen über Forschung systematisch zu erhaben und von diesen Ergebnissen aus das Warnsystem zu planen.

 

 

In seiner Grundform, also dem gegenseitigen Warnen im Alltag, z. B. vor einem herannahenden Fahrzeug, ist Warnen Kommunikation. Dies bedeutet, dass zwischen dem Warnenden und dem Gewarnten immer in beide Richtungen kommuniziert werden muss, vor allem um den Warnerfolg sicherzustellen. Dies ist meiner Ansicht nach unbedingt auch auf das Warnsystem insgesamt übertragbar, da ansonsten nur ein Kommunikationsangebot in eine Blackbox läuft, ohne Kenntnis über den Erfolg.

 

 

Warnung muss vorbereitet werden, unter anderem für den Aufbau des oben bereits eingeführten, notwendigen Vertrauens in die Warninstanzen. Es muss auch eine so genannte passive Warnkompetenz aufgebaut werden, die eng mit Vorsorgeverhalten und spontaner Hilfeleistung verknüpft ist. Am besten gelingt dies durch einen langfristig angelegten, partizipativ gestalteten Risikommunikationsprozess. In diesem sollten Warnung und andere Themen des Katastrophenschutzes offen mit der Bevölkerung diskutiert werden.

 

 

Abschließend nehme ich nochmals die persönliche Relevanz wieder auf. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Menschen sich bei einer Warnung fragen: Ist das wirklich auch für mich persönlich hier vor Ort gefährlich? Daher sollte so präzise wie möglich gewarnt werden, auf keinen Fall jedoch für einen ganzen Landkreis mit der gleichen Warnung. Meist sind nur einzelne Bereiche betroffen.

Ich verweise an dieser Stelle nochmals auf die perfekte Warnbotschaft nach Dennis Mileti:

Hier wird sehr präzise für einzelne Bereiche einer Stadt gewarnt.

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