Eigentlich ist das Phänomen bekannt: Als im Jahr 2016 die Konzeption Zivile Verteidigung veröffentlicht wurde, gab es gewaltige Aufregung, warum nun plötzlich die Empfehlung ausgesprochen wurde, für Krisen und Katastrophen vorzusorgen. Es wurde unterstellt, dass Schreckliches unmittelbar bevorstand. Das war nicht der Fall, es handelte sich vielmehr lediglich um eine Revision veralteter Konzepte. Die Empfehlung für Vorsorge bestand seit Jahrzehnten ununterbrochen und unverändert.
Nun hat die Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Empfehlung wiederholt – und die Mechanismen von 2016 wiederholen sich: Es wird vielfach davon ausgegangen, dass in dieser bereits schrecklichen Situation etwas noch Schrecklicheres bevorsteht und Frau Faeser daher ihre Mitteilung veröffentlicht hat. Auch wenn es nicht vollständig auszuschließen ist, ist dies eher unwahrscheinlich, zumindest was eine konkrete Gefahr angeht. Der Krieg in der Ukraine ist einfach der Anlass für die Vorsorgeempfehlung. Wann sollen wir vorsorgen, wenn nicht jetzt?
Zu diesem Thema habe ich heute im Bayrischen Rundfunk mit der Moderatorin Frau Heinzeller diskutiert. Die Sendung lief zeitgleich im Rundfunk und Fernsehen (ARD Alpha), der Podcast kann hier abgerufen werden.
Verschiedentlich wurde von Zuhörenden / Zuschauenden angemerkt, dass man über dieses Thema nicht sprechen dürfe, da es Unsicherheit in der Bevölkerung schüren würde. Das sehe ich anders: Natürlich kann ich die Unsicherheiten verstehen, aber würde man diese Forderung umsetzen, dürfte man auch nicht über Versicherungen, Erste Hilfe oder Rauchmelder sprechen, da dies ja auch stets impliziert, dass etwas Schlimmes passiert. Wir müssen uns einfach mit den Risiken der Welt auseinandersetzen.